In Kur (3) – Klinik Moselhöhe

Da war ich also in meinem Wellness Traumurlaubs-Domizil Klinik Moselhöhe angekommen. Eigentlich hätte ich mir darauf eine Flasche Entspannung gegönnt. Aber die Notration Kronen Export hatte ich ja zuhause lassen müssen.
Also machte ich mich auf, in Ruhe das Terrain zu sondieren:
Wo ist die nächste Kneipe?
Welche Frittenranch macht die beste Currywurst Pommes Mayo UND liefert auch pünktlich in den Speisesaal der Klinik.
Wo ist der nächste Italiener um das Abendessen in der Klinik mal durch eine Mafiatorte zu ersetzen?
Und vor allem: Wie weit ist das nächste Büdchen um endlich eine Flasche Willkommensbier zu bekommen?
Im Klinikfoyer lief mir der falsch parkende Kollege von vorhin wieder über den Weg – Klaus. Auch ich wurde erkannt und er bot mir an, mich in die Stadt mitzunehmen. Er muss noch was einkaufen.
So komme ich doch noch an meine Notration.

Kronen Export haben die hier nicht. Welch ein Frevel.
Alles fest in Bitburger Hand. Da ich mir damit aber nicht mal die Füße waschen würde, wanderten acht Kisten Kölsch in den Kombi. An Klaus‘ Einwand, wie ich die Kisten denn unbemerkt in die Klink bekommen wolle war was dran.
„Mit einem Gepäcktrolley“ erwiderte ich lichtaufgehend. Klaus verdrehte nur die Augen.
Wieder in der Klinik, demonstrierte ich das Geheimnis meines unglaublichen Erfolgs bei Frauen:
Charmant lächelnd zückte ich eine Flasche Eckes Edelkirsch. Mit warmen Worten des Dankes reichte ich sie der netten Dame am Empfang über den Tresen, weil sie so nett auf mein Motorrad aufpasste.
Das Klaus und ich anschließend mit zwei schwer mit Kölsch beladenen Trolleys an ihr vorbeizogen, quittierte sie mit einem freundlichen Lächeln.
In dem Moment hätte ich auch einen Kampfpanzer auf dem ne ganze Horde halbnackter Mädels rumturnt in die Klinik bringen können. Aber dafür war Morgen ja immer noch Zeit.

Abends gab es dann Kulturprogramm: Fackelwanderung durch die Weinberge mit anschließender Weinprobe. Das mit den Fackeln war jetzt nicht so der Brüller. Erinnerte so ein bisschen an Ku-Klux-Clan-Treffen ohne Mützen und Kreuze, aber die Weinverkostung…. Hut ab.
Da wurde fleißig eingeschenkt. Und lecker war es. Die Probe war sehr intensiv und nach 15 Gläschen wusste ich, dass der Riesling an der Mosel eine ganz besondere Rolle in dieser Kur spielen würde.
Eigentlich mag ich ja gar keinen lieblichen Weißwein. Zum einen ist es grad modern trockenen Roten oder gegebenenfalls noch im Sommer Rose zu mögen, zum anderen schmeckt mir dieser Diabetikertod nicht wirklich. Aber ich bin ja Neuem gegenüber stets aufgeschlossen und von Glas zu Glas stieg nicht nur mein Pegel, sondern auch meine Achtung vor dieser einmaligen Gabe der Natur.

Um halb 11 abends war Einschluss in der Klinik. Na ja, wer 5-Sterne-Luxus zum Schnäppchenpreis haben möchte, muss halt gewisse Abstriche machen. Also noch eine Flasche Brunnenhof Riesling mit auf den Weg genommen und schnurstracks schwankend zurück in die Klinik. Zum Glück lief da auch ein trinkfestes, im Gegentakt schwankendes weibliches Geschöpf mit, so dass wir beide nicht in den Weinbergen landeten sondern uns – die Straßenbreite komplett nutzend – von Laterne zu Laterne orientierten. Wir schafften es sogar noch, uns gegenseitig vorzustellen. Sie hieß…. Ach, ist mir irgendwie entfallen. Aber alles in allem ein schöner Abend.

Musste mal gesagt werden, woll!

Euer
Güntha ‚der Seemann‘ Koslowski