DFB-Pokal Halbfinale 2015

Welch ein Tag!

Im Leben eines Mannes gibt es fünf Bälle. Die eigenen beiden, die der Freundin und Fußball.

Während man in der Bundesliga 34 Spieltage auf den „Meisterschaft“ genannten Endsieg warten muss  und auch das internationale Parkett mit Gruppenphasen und K.O.-Runden mit Hin- & Rückspielen eher langatmig ist, ist der DFB-Pokal quasi so etwas wie die Mixed Martial Arts des Ballsports.

Ein Spiel, ein Sieger.
Die einen schmettern den Gassenhauer „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ und die anderen liegen niedergeschmettert am Boden.

„Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“ ist eine oft bemühte Phrase, wenn wieder einmal ein Underdog aus den niedersten Ligen des deutschen Fussballs einen vermeintlich hochkarätigen Fußballklub aus dem Rennen um die schnellste Fahrkarte in die internationalen Wettbewerbe herauswirft.

A pro pos hochkarätig:

Kennt ihr Buyern München?

Das ist der Würstchenverkauf an der Säbener Strasse, der nebenbei noch eine Fußballabteilung unterhält.

Die hatten dieses Jahr Großes vor und wollten als erster Verein den DFB-Pokal dreimal hintereinander in die Höhe recken. Bis zum Halbfinale ging der Plan ja auch gut auf für Peppies Jungs, und auch die Halbfinalauslosung liess mehr als nur hoffen:

Buyern München gegen Borussia Dortmund. Der alte und neue amtierende deutsche Meister gegen den Tabellenvorletzten der Hinrunde (und die konnten noch schlechter!).

Und das auch noch in Ulis Wohnzimmer. Nein, ich meine nicht die JVA Landsberg, ich meine die Arroganz-Arena. Die Zeichen standen schlecht für Borussia. Zumal mittlerweile ja auch der ein oder andere Borusse im Trikot der Roten Idioten aufläuft: Robert Lewandowski und Judas Ischariot. Clever eingestielt. Die haben sich erinnert, dass der Robert ihnen im Finale 2012 drei von fünf Buden reingedrückt hat. Das sollte der nicht wiederholen. Und da Würstchen-Uli nicht alle seine Millionen verzockt oder versteuert hat, haben sie den Polen mal schnell auf ihre Seite gezogen.

Falls das nicht reicht, wollte Kalle Rummenigge zur Sicherheit dem Kloppo noch ein paar Blumen vor dem Spiel überreichen. Also mal ehrlich: der kann doch nicht ernsthaft glauben, dass der den Jürgen so billig bestechen kann, oder?  Aber wer den Borussenklopper kennt, der weiss dass echte Liebe halt nicht käuflich ist (weisse Bescheid, Judas Ischariot, woll!) Ich hätte ja darauf gewettet, dass der Jürgen den Kalle alleine schon für den Versuch nebst seinen Blumen direkt auffrisst. Aber ich hätts wissen müssen: Der Jürgen hat Geschmack.

Um es mit den Worten von Adi Preißler zu sagen: „Entscheidend is auf’m Platz“. Und da machte die Borussia irgendwie keine gute Figur. Ausgerechnet Lewandowski netzte nach 29 Minuten ein. Besser wurde das Spiel damit nicht. Aber dann hatten die Buyern Pech: Nicht nur, dass ein Handspiel von Schmelzer übersehen wurde (als ob die einen Elfmeter an dem Abend verwandelt hätten …), viel schlimmer wog, dass der Schiedsrichter – anders als im Finale 2014 – einen regulären Treffer der Borussia tatsächlich gab. Eine Unverschämtheit und Schlag mit einer vollgekackten Hand mitten ins Gesicht eines jeden Bayern Fans. Wobei ich in dem Fall das Wort Erfolgswellenmitschwimmer passender finde. Nun denn, die Bayern waren so um die 70 Minuten zwar deutlich überlegen, aber zu blöd, das Kind in trockene Tücher zu schaukeln, weshalb es dann ja auch in den Brunnen fiel. Der Robben, der hat sowas geahnt. Der hatte kurz nach dem Ausgleich schon keinen Bock mehr und liess sich vorsichtshalber mit einem Muskelriss auswechseln. Der fürchtete, dass er wieder Elfmeter schiessen muss. Da hat er nicht die besten Erinnerungen dran. Mitch Langerak hat dem Lewandowski auch sehr deutlich erklärt, dass er in diesem Spiel kein Tor mehr schiessen wird. Der Pole stand mit Kiefer- und Nasenbeinbruch die letzten Minuten eher hilflos auf dem Platz. Die Borussia rettete sich ins Elfmeterschiessen.

Und ab diesem Moment wurde Fußballgeschichte geschrieben. Nicht ganz so schön, wie damals am 26. Mai 1999 durch Teddy Sheringham und Ole-Gunnar Solksjaer bei der Mutter aller Niederlagen, aber auch sehenswert. „Kunst“ kommt von „Können,und Künstler waren sie nicht an diesem Abend. Aus Ballartisten wurden Ball-Legastheniker.

Nicht einer, nicht ein einziger Elfmeter des Inzests von der Isar schafft den Weg ins Tor. Philipp Lahm rutscht so dermassen weg, dass ich im ersten Moment dachte, vom Olli Kahn liegt noch eine Bananenschale im Strafraum. Für den Ball hätte Langerak sich auch nebens Tor stellen oder in eine Kneipe setzen können.

Gündogan zeigt dem Philipp dann auch mal , wie es geht:  0 : 1.

Als nächstes versucht sich Shabi Alonso. Um es vorwegzunehmen: Mitch hätte noch für ein zweites Pils am Tresen bleiben können. Auch Alonso rutscht gekonnt über den Platz und der Ball übers Tor. Was der Lahme kann, kann das Schamhaar auch.

Kehl erhöht souverän auf 0 : 2.

Immerhin zeigt Judas Ischariot, dass er die 30 Silberlinge wert ist: Treffen tut er nicht, aber immerhin bleibt er auf den Füßen. Hummels vergibt den Elfer und ich bin mir sicher, dass er das mit Absicht macht, nur damit die Bayern noch einen Versuch bekommen. Neuer will es selber im vierten (!) Anlauf besser machen und er trifft …
… die Latte.

Mit vier (!) vergebenen Elfmetern hat sich das Halbfinale dann doch noch zu einem sehenswerten Fussballabend gemausert. Ach quatsch: Es war der HAMMER.

So eine Leistung sieht man nicht alle Tage von den Buyern – leider!

Wo anderen das Messer in der Tasche aufgeht, da fällt dem Rummenigge vor Wut die Uhr aus der Tasche. Die Schuld für das Ausscheiden Herrn Gagelmann wegen eines nicht gegebenen Elfmeters zu geben ist genau so richtig, wie Matthias Sammer einen Anteil am sportlichen Erfolg der Bauern zuzurechnen.

Am nächsten Tag wurde dann zwischen dem diesjährigen Pokalschreck Arminia Bielefeld und dem VW Golfsburg der Finalgegner von Borussia Dortmund ausgespielt. In dem Spiel habe ich was gelernt:

Das war schon etwas Besonderes, wie die Arminenanhänger sich und  ihre Mannschaft während einer 0 : 4 Klatsche feiern. Wer beim einem Vier-Tore-Rückstand den Gesang „Ihr könnt nach Hause fahren“ anstimmt, hat definitiv jede Menge Humor und Sportsgeist. So feiern die Bayern nicht mal eine Meisterschaft. Im Gegenteil: Da ist der Marienplatz so leer, wie die Main Street in dem Western „12 Uhr Mittags“ – und mehr Unterstützung als Gary Cooper bekommt das Team auch nicht wirklich.

Und genau das, liebe Bauern-Erfolgswellenmitschwimmer, ist der Grund, warum ganz Fussballdeutschland euch, egal gegen welchen Gegner, zweistellige Niederlagen wünscht: Wenn ihr Bazis mal verliert (was leider selten genug vorkommt) zeigt ihr wenigstens den Anflug von Emotionen.

 

Musste mal gesagt werden, woll!

Euer
Güntha ‘der Seemann’ Koslowski

 

P.S.:

Und weil es so schön war:

Elfmeterschiessen DFB-Pokal Halbfinale Bayern München – Borussia Dortmund